Der gesunde Darm ist Grundlage für unser Wohlbefinden.
Die Divertikulose ist eine gutartige Veränderung des Dickdarms. Es ist vor allem das Sigma (80%)
betroffen, allerdings kann die Erkrankung auch in anderen Anteilen des Dickdarms vorkommen.
Gelegentlich ist sogar der gesamte Dickdarm betroffen.
Es handelt sich um Ausstülpungen des Darms an bestimmten Schwachstellen in der Darmwand.
Besonders an den Eintrittspunkten der Blutgefässe in den Darm ist die Struktur des Darmes etwas
schwächer, so dass sich an diesen Punkten Divertikel bilden. Diese Ausstülpungen kommen mit
zunehmendem Alter häufiger vor (bei 5 % der 40jährigen und bei 60 % der 65jährigen) und können
verschieden groß sein. Da die Divertikel nicht alle normalerweise vorkommenden Wandschichten
des Darms enthalten (es gibt in den Divertikeln keine muskuläre Schicht), ist die spontane
Rückbildung der Divertikel ausgeschlossen. Wahrscheinlich werden die Divertikel durch erhöhten
Druck im Darm, z.B. durch vermehrtes Pressen beim Stuhlgang hervorgerufen. Eine
Innervationsstörung der Muskulatur scheint ebenfalls eine Ursache zu sein Möglicherweise wird die
Erkrankung auch durch eine langjährige ballaststoffarme Ernährung begünstigt. Es besteht eine
familiäre Disposition. Das reine Vorhandensein dieser Divertikel ist harmlos (Divertikulose).
Bei bis zu 25 % der Patienten mit Divertikeln kommt es aber zu Komplikationen. Häufig sind das
Entzündungen, die verschiedene Schweregrade annehmen und bis zu einer Eröffnung des Darmes
führen oder einen Abszess im Bauchraum verursachen können.
Die Einteilung der Divertikulitis erfolgt nach Raguse:
1.°
Divertikulose
2. °
Blande Divertikulitis
3. °
Peridivertikulitis ohne Perforation
4. °
Perforation
Die perforierte Divertikulitis wird nach Hinchey eingeteilt:
1. °
Abszess direkt am Kolon
2. °
Abszess nicht direkt am Kolon
3. °
Eitrige Peritonitis
4. °
Kotige Peritonitis
Je höher die Schweregrade, desto schwerer ist die Erkrankung und desto häufiger ist eine
Operation nötig. Zumindest sind Entzündungen durch die auftretenden Schmerzen unangenehm.
Die Entzündung entsteht durch Kotbestandteile, die sich in den Ausstülpungen festsetzen. Diese
Erkrankung ist dann die Divertikulitis als Komplikation der Divertikulose. Besonders problematisch
wird es, wenn in einem Bereich mehrere Entzündungen abgelaufen sind, da es dann zur narbigen
Schrumpfung des Darmes kommen kann und der Transport des Stuhlganges gestört wird. Es
entsteht eine Engstelle (Stenose). Sogar bis zum kompletten Darmverschluss kann die Krankheit
führen. Da die Schwachstellen des Darmes im Bereich des Durchtrittes von Blutgefäßen durch die
Darmwand liegen, kann es bei dieser Erkrankung auch zur Eröffnung von Blutgefäßen und zur
heftigen Blutung aus dem Darm kommen.
Häufigstes Symptom der Divertikulitis sind Schmerzen im linken Unterbauch, gelegentlich kann das
Sigma und damit auch die Erkrankung im Mittelbauch oder sogar im rechten Bauch liegen. Oft tritt
zusätzlich eine Obstipation (Stuhlverhalt) ein. Bei einer reinen Divertikulose bestehen kaum
Beschwerden, gelegentlich kommt es zu veränderten Stuhlgewohnheiten oder zu vermehrten
Darmgasentstehung.
Schmerzen im linken Unterbauch und natürlich auch eine Blutung sollten zum Arzt führen. Bei
einer Entzündung wird sich eine mehrtägige Beobachtung, meist in einem Krankenhaus,
anschließen. Während dieser Zeit wird mit der Gabe von Antibiotika behandelt. Durch die
Antibiotika-Behandlung wird die meist eitrige Infektion des Dickdarms und des umgebenden
Gewebes zurückgedrängt und die Beschwerden verschwinden. Kombiniert wird die Behandlung
mit einer Diät, die in den ersten Tagen nur aus Tee, Wasser und Suppen besteht. Auch wenn die
Beschwerden zurückgehen, sollte im Anschluss an die akute Entzündung der Darm mittels
Röntgen und/oder einer Darmspiegelung untersucht werden, da der Ausschluss einer relevanten
Verengung des Darmes notwendig ist. Durch eine Darmspiegelung kann außerdem
ausgeschlossen werden, dass zusätzliche Polypen oder sogar ein Darmkrebs vorhanden sind. In
der Regel wird die Diagnose durch eine Computertomographie gesichert. Mit dieser
Untersuchung werden auch Abszesse am Darm sicher diagnostiziert. Wenn keine Komplikationen
vorliegen, kann mit einer faserreichen Kost oder der Zufuhr von Ballaststoffen versucht werden,
einen zweiten Schub zu verhindern. Allerdings wurde bisher keine spezielle Diät beschrieben, die
nachweislich eine Divertikulitis verhindert. Auch die Annahme, dass körnerreiche Nahrungsmittel
eine Divertikulitis auslösen, ist nicht beweisbar.
Medikamentös lässt sich unter Umständen eine Verbesserung erreichen. In einer kürzlich
publizierten Studie wurde der Einsatz von 5-ASA zur Verhinderung eines weiteren
Divertikulitisschubes beschrieben. Dabei hatten Patienten, die 5-ASA einnahmen eindeutig
weniger Schübe, als Patienten, die kein 5-ASA bekamen. Diese Daten ließen sich in weiteren
Studien bestätigen.
Bei wiederholten Schüben, bei sehr jungen Patienten sogar beim ersten Schub, wird der Arzt eine
Operation empfehlen, da die Erkrankung mit längerer Dauer schwerer verläuft. Es kommt nicht
selten zu einer Engstelle des Darmes. Wir empfehlen bei jüngeren Menschen die Operation nach
dem zweiten Schub der Entzündung, da anzunehmen ist, dass weitere Schübe folgen und
Komplikationen auftreten. Diese Komplikationen lassen sich nur vermeiden, wenn das erkrankte
Darmstück rechtzeitig und geplant entfernt wird. Insgesamt gesehen werden 40 % der Patienten,
bei denen mehr als ein Schub aufgetreten ist, operiert. Bei älteren Patienten sollte man das
Lebensalter und die bereits bestehenden Nebenerkrankungen bei der Indikationsstellung zur
Operation zusätzlich zur Häufigkeit des Auftretens und zur Schwere der Krankheitsschübe
beachten. Schließlich handelt es sich nicht um eine bösartige Erkrankung. Kommt es zu einer
schweren Entzündung mit Passagebehinderung des Stuhls (Darmverschluss), Abszess oder
Darmdurchbruch, muss die Operation notfallmäßig erfolgen.
Die Operation entfernt das befallene Areal, meist das Colon sigmoideum. Die Darmenden werden
wieder vereinigt. In der Regel wird die Operation bei uns laparoskopisch durchgeführt. Im Falle
einer sehr schweren Entzündung, bei der schon eine sehr schwere Bauchfellentzündung
aufgetreten ist, wird man sich zur Anlage eines Kunstafters entschließen müssen, der aber in den
meisten Fällen nach einiger Zeit (3-6 Monate) wieder zurückverlagert werden kann. Vor der
Rückverlagerung des Darms wird bei uns eine Druckmessung des Analsphinkters durchgeführt,
um eine Inkontinenz auszuschließen. Auch eine akute Divertikelblutung erfordert in den meisten
Fällen eine Operation, die jedoch meist nach Stabilisierung und Diagnostik erfolgt. Bei der
Blutung wird ebenfalls der befallene Darmanteil entfernt, und die Darmenden werden wieder
vereinigt. Selbstverständlih erfolgt auch diese Operation laparoskopisch, wenn notwendig unter
gleichzeitiger Koloskopie zur Lokalisierung der Blutungsquelle.
Nach der Operation wird eine kurze Diät notwendig (2-3 Tage Tee und Joghurt), danach kann die
Kost schnell wieder auf eine normale Kost umgestellt werden. Der Krankenhausaufenthalt hat
sich verkürzt. Er beträgt bei uns etwa 7 Tage nach der Operation.