Der gesunde Darm ist Grundlage für unser Wohlbefinden.
Polypen (Adenome) sind gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, die im Dick- und
Mastdarm häufig sind. Sie kommen vor allem in den unteren Abschnitten des Darms (meistens im
Dickdarm) vor, können jedoch in allen Bereichen des Verdauungstraktes wachsen. Das Wachstum
erfolgt meist langsam.
Nach genügend langem Wachstum kann es zu Komplikationen kommen, zum Beispiel kann das
Darmlumen eingeengt werden. Dadurch kann es zu Darmverschluss kommen. Aus größeren
Polypen kann es bluten. Zusätzlich können sich im Zeitraum von mehreren Jahren in den Polypen
einzelne bösartige Zellen entwickeln, die sich weiter vermehren und zu Karzinomen der
Darmschleimhaut führen. Dass diese Verwandlung von gutartigen Polypen zu bösartigen Tumoren
auftreten kann, ist seit längerem bekannt. Hier kommt es durch verschiedene Mutationen in einer
oder in mehreren Zellen zur Veränderung der Wachstums- und Vermehrungsregulation, so dass
eine ungehemmte und rücksichtslose Ausbreitung resultiert. In einigen wenigen Familien liegt
bereits bei der Geburt eine Mutation vor. Diese Menschen mit Familiärer Polyposis Coli bilden in
ihrem Darm hunderte von Polypen, so dass das Risiko, darin ein Karzinom zu entwickeln, sehr
groß ist.
Da die meisten der Polypen klein sind, sind keine Symptome zu erwarten. Nur bei größeren
Adenomen treten Komplikationen (Darmverschluss, Blutung) als Symptome der Polypen auf.
Da kleine Polypen praktisch keine Symptome verursachen, werden möglichen Veränderungen
erst entdeckt, wenn sie stark behindern oder wenn sich Karzinome entwickelt haben. Deshalb
sollte man im eigenen Interesse an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen, die seit kurzem von
der Krankenkasse bezahlt werden. Die Vorsorgeuntersuchungen bestehen in einer
unkomplizierten Untersuchung auf Blut im Stuhl ab dem 35. Lebensjahr und ab dem 50.
Lebensjahr in einer Koloskopie, die aller 10 Jahre wiederholt wird. Sollte aus irgendeinem Grund
der Verdacht auf eine Erkrankung des Dickdarms vorliegen, wird die Untersuchung
selbstverständlich auch in jüngeren Jahren von der Krankenkasse bezahlt.
Beim Bemerken von Blutauflagerungen auf dem Stuhl sollte ein gastroenterologisch tätiger Arzt
aufgesucht werden, der mittels einer Darmspiegelung Veränderungen im Dick- und Mastdarm
erkennen und durch eine Probeentnahme auch zweifelsfrei die Art der Veränderung klären wird.
Die mikroskopische Untersuchung der Proben kann zweifelsfrei klären, ob bösartige Zellen
vorliegen. Falls möglich, werden die Polypen in der gleichen Untersuchung komplett entfernt. Das
Abtragen der Polypen ist komplikationsarm durchführbar und kann die Diagnose sichern. Weiter
ist eine Kontrolluntersuchung nach 3 Jahren erforderlich.
Nur bei großen Polypen, die bei der Koloskopie nicht abtragbar sind, wird eine teilweise
Entfernung des Dickdarms durchgeführt. Ein künstlicher Darmausgang ist in der Regel nicht
nötig. In unserer Klinik werden die Polypen laparoskopisch entfernt. Wenn möglich kann man
sogar unter gleichzeitiger Koloskopie und Laparoskopie nur einen kleinen Teil der Darmwand
entfernen. Falls die Polypen im Darm massenhaft auftreten und bereits ein Karzinom
nachweisbar ist (besonders bei familiärer Polyposis oder Colitis ulcerosa), so sollte eine
komplette Entfernung des Dick-/Mastdarms erwogen werden, um der Entstehung eines weiteren
Karzinoms vorzubeugen.
In den letzten Jahren haben sich die Hinweise auf die schützende Wirkung von Acetylsalicylsäure
verdichtet. Bei Menschen, die diese Substanz regelmäßig einnahmen, entstanden weniger
Polypen im Darm als bei Menschen, die dieses Medikament nicht genommen haben. Im weiteren
Verlauf entwickelten 53 % weniger Patienten einen Darmkrebs als Patienten, die dieses
Medikament nicht genommen hatten. Das Ergebnis dieser Studie wurde in einer renommierten
Fachzeitschrift publiziert. Allerdings ist die langandauernde Einnahme dieses Medikamentes nicht
problemlos. Ein Arzt sollte auf jeden Fall dazu befragt werden. Auch COX-2-Hemmer vermindern
die Entstehung von Polypen (bei Familiärer Polyposis und auch bei sporadischer Polyposis
erprobt). In anderen Studien lässt sich dieser positive Effekt nicht so eindeutig nachweisen. Hier
wäre weitere Forschungsarbeit notwendig. Allerdings ist die Langzeiteinnahme dieser
Substanzen nicht zu empfehlen, vor allem wenn die Patienten gleichzeitig an Herzerkrankungen
leiden.